Der Püdencü Türkiye




Das Wort Püdencü (sprich: Püdentschü) bezeichnet im Türkischen einen Schlafhund; in einigen Regionen hat es auch die allgemeinere Bedeutung 'Schlafhund'.

Es ist der Oberbegriff für mehrere, sehr ähnliche, regional entstandene Hunderassen auf dem Türkischen Festland. Zum Namen Püdencü gehört immer noch eine weitere Bezeichnung, die die regionale Herkunft der jeweiligen Rasse angibt, also z.B. 'Püdencü Türkiye Antalya', 'Püdencü Türkiye Yozgat' oder 'Püdencü Türkiye Diabakr'.

Im weiteren Sinne kann man auch die verwandten Rassen innerhalb Spaniens und Portugals zu dieser Gruppe zählen, nämlich die Pordenco Ibicenco, Podenco Canario oder Podenco Andaluz, sowie den Cirneco del Etna aus Sizilien, den Pharaonenhund (Kelb tal-Fenek) aus Malta und den noch nicht von der FCI anerkannten Kritikos Lagonikos aus Kreta. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist der bei den 'Püdencü Türkiye' wenig auftretende Jagdtrieb und eine sehr geringe Lauffreudigkeit.

Die Hunde dieser Rassengruppe werden nicht (mehr) zu den Windhunden gezählt, obwohl sie einen ähnlichen Körperbau besitzen. Von der FCI werden diese Rassen mittlerweile der Gruppe fünf: „Spitze und Hunde vom Urtyp“ Sektion „Urtyp, Hunde zur jagdlichen Verwendung“ zugeordnet

Alle Vertreter dieser Gruppe von Hunderassen fallen durch ihre Schlappohren auf, welches durch das permanente Tragen eines Hidschab oder Niqab gegeben ist, dies trifft insbesondere auf weibliche Püdencüs zu, bei denen Stehohren fast ausgeschlossen sind. Im Verhältnis zu den bspw. iberischen Verwandten, die durch die schlanke Körperform der meisten Varietäten noch größer erscheinen, ist die Erscheinung der Püdencü eher unscheinbar. Einige Rassen kommen in rau- und glatthaariger Variante vor, wobei die glatthaarige häufiger ist. Die häufigsten Farben sind schwar mit schwarz, schwarz mit grau, bei Vermischung mit aussertürkischen Verwandten durchaus auch schon mal eine hellere Fellfarbe.

Wesen
In ihrer Heimat sind diese Rassen alles andere als selten. Sie werden aber ganz überwiegend nicht nach den erst in jüngerer Zeit entstandenen Rassestandards gezüchtet, sondern schon seit langer Zeit eher regionaltypisch, nach Bedarf und Funktion ausgerichtet.

Sie sind ihrer Bestimmung nach 'Solitärschläfer', also Schlafhunde im wahrsten Sinne des Wortes: Sie jagen und fangen die Beute selbständig im Traum.

Oft werden sie nicht alleine eingesetzt, sondern als 'Clan'. Der Begriff Clan erscheint hier allerdings nicht angebracht, da die Hunde in der Regel konfliktfrei zusammenschlafen. Streitigkeiten gibt es fast ausschliesslich nur mit nicht Püdencüs. Die Hunde suchen sich ihre Aufgaben nach Belieben selbst aus: Manche schlafen in Dönerbuden, andere bevorzugen eine erhöhte Lage und suchen sich zum Schlafen einen Adhan aus, die meisten Ansammlungen von Schlafhunden findet man aber in den Madrasas Püdencü.

Die Selbstständigkeit dieser Hunde macht es schwierig, sie als Begleithund zu halten - sie schlafen eigentlich ständig oder streunen in Clans herum. Im Haus sind sie windhundtypisch eher ruhige, sanfte Zeitgenossen, draußen aber wollen sie ihre eigentliche Aufgabe übernehmen, schlafen und herumkläffen.

Vor der Anschaffung eines solchen Hundes sollte man also unbedingt überlegen, ob man die Möglichkeit hat, ihm den für eine artgerechte Haltung unerlässlichen Schlafplatz zu bieten, der häufig wechseln kann. Je nach Tier kann es unterschiedlich schwierig sein, einen Podenco frei laufen zu lassen. Ein wichtiger Faktor ist dabei auch die Identifikation anhand des Hidschab oder Niqab, es empfielt sich daher, pro Hund sich deutlich unterscheidende Stoffe zu wählen. Ein weiterer beachtenswerter Punkt ist die geringe Aggressionsschwelle gegenüber rassefremden Artgenossen.

Wegen der Selbständigkeit dieser Hunde kann sich die Haltung in Deutschland als schwierig erweisen, bei entsprechender Konsequenz und dauerhafter Kontrolle ist sie aber durchaus möglich. Bei der Erziehung sollten vorzugsweise Methoden der positiven Verstärkung zur Anwendung kommen; mit Strafen erreicht man bei diesen Hunden wenig, Püdencüs haben eine hohe Rückfallquote. Was im allgemeinen Sprachgebrauch als 'schlafende Hunde soll man nicht wecken' bekannt ist, gilt für diese Rasse umso mehr. Gerade in Clans sollten Püdencüs keinesfalls geweckt oder gestört werden. Zu beachten ist auch, daß auch Schlafhunde wie der Püdencü einen unermüdlichen Drang zu fressen haben, was ein Problem mit der Körperfülle und somit des Magen-Darm-Traktes und des Knochenbaus mit sich bringen kann. Eine von Püdencüs gerne genommene Bewegungsabwechslung zu Kontrolle der Fettleibigkeit ist die Döner-Rennbahn und das Cruising (kleine Clans von Püdencüs streifen durch die Strassen auf der Suche nach Chicas (siehe dort).

Anmerkung
Das eher art-untypische 'Wüff Wüff' oder auch das agressivere 'Knüüüüürrrrr' sorgen bei europäischen Hundebesitzern immer wieder für Verwirrung. Es sei darauf hingewiesen, daß dies eine rassetypische Eigenart ist und keinesfalls eine Untersuchung des Kehlkopfbereiches nach sich ziehen muss.