Tja, wie soll man diese zarten, wüsten, ruhigen, überdrehten, verschmusten, unabhängigen, einfühlsamen, rücksichtslosen, gelangweilten, neugierigen, grazilen, tollpatschigen, selbstständigen, abhängigen, freien Wesen beschreiben?
Grundsätzlich ist ja jedes Tier anders. Aber es gibt im Wesen schon gewisse Übereinstimmungen, die so genannten Rassemerkmale. Diese wären beim Podenco: Im Haus eher ein ruhiger, verschmuster und unscheinbarer Zeitgenosse. Draußen: JAGDverhalten und Selbstständigkeit.
Man kann also behaupten, der Podenco hat zwei Gesichter. Oder anders gesagt, in ihm schlummern zwei Wesen.
Wir haben bis jetzt immer Tierschutztiere aufgenommen. Dabei waren Hunde verschiedener Rassen, aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen Vorgeschichten. Alle sind ein bisschen „durchgeknallt“ (deshalb passen sie ja auch zu uns). Aber ich habe noch niemals nieeeeeee so „bekloppte“ (das ist jetzt liebevoll gemeint) Tiere gehabt/gesehen, wie Podencos.
Unsere Queeny, ein kleine zarte Podenca, lebt bereits 1,5 Jahre bei uns. Und immer wieder erstaunt sie uns!
Drinnen: Unscheinbar und ruhig, total anschmiegsam. Am liebsten will sie nur schmusen. Egal wo man hingeht, Queeny kommt mit (nur nicht auf die Toilette, da mache ich die Türe zu). Ich gehe in die Küche, Queeny ist mit von der Partie. Es könnte ja sein, dass ich heimlich was Essen will. Ich gehe hoch ins Schlafzimmer, zwei Sekunden später kommt Queeny angestampft. Es könnte ja sein, dass ich mich heimlich ins Bett legen will. Ich gehe ins Gästezimmer. Pling, Queeny ist auch da. Es könnte ja sein, dass ich mich heimlich ins Gästebett legen will ohne mit ihr zu kuscheln. Ich öffne eine Schranktür. Boing, Queeny hängt mir drin. Kann ja sein, dass ich da heimlich ein Hundespielzeug oder Leckerchen gebunkert habe…
Und so was ist nicht nett! Schäm dich, böse Denise, scheint dann ihr Blick zu sagen! Wie konntest du nur?????
Wenn man auf dem Sofa sitzt, dann vergehen höchstens 5 Sekunden und man hat einen Podenco a) auf dem Schoss b) im Genick c) auf dem Rücken. Am liebsten in einen reinkrabbeln lautet die Devise. Und wehe, man hört auf zu Schmusen. Denn dann kommt der nächste Queeny-Podenco-Zug zum Vorschein: ARIENGESANG! Queeny kann ganze Arien singen. Da kommen einem die Tränen (vor Lachen).
Witzig sind auch die Schlafgewohnheiten.
Wenn man ins Bett geht, dann heißt es Beeilung. Denn, der Podenco ist im Anmarsch. Man hat das Kopfkissen noch nicht zu recht gelegt, die Bettdecke bedeckt nur die Füße, da macht es rumms. Queeny schmeißt sich auf mich drauf. Dann rutscht sie dezent an meinem Körper hinab (wobei sie mir jedes Mal am T-Shirt zerrt), liegt halb auf mir drauf, rückt den Pöppes zurecht, zeufzt, grunzt und… schläft sofort ein. Von 100 auf 0 in zwei Sekunden. Das war es dann aber auch. Die einzigen nächtlichen Aktivitäten bestehen im „ich-drück-solange-bis-ich-quer-im-Bett-liege“ und „wo-ist-die-verdammt-Decke-ich-friere“. Nachts wird man auch nicht bis zum Klo begleitet, da schläft man nämlich und ist sooo müde.
Wir hatten 4 Monate einen Pflegehund. Coco, circa 12 Jahre, Podenco. Habt ihr schon mal versucht mit zwei Podencos in einem Bett zu schlafen? Oder mit zwei Podencos, einem halben Schäferhundmix (die andere Hälfte liegt immer bei Dodo im Bett) und zwei Katzen? Ich habe es versucht und …. es war sooooo schön.
Coco hat beim Wettlauf „wer liegt zuerst bei Frauchen im Bett“ immer gewonnen. Sie kam immer mit einem Affenzahn ins Schlafzimmer galoppiert, sprang aufs Bett und knallte sich auf mich drauf. Mir blieb nichts anderes übrig, als aus akuter Atemnot zur Seite zu rutschen. Coco lag immer in meinem Arm, natürlich den Kopf aufs Kopfkissen gebettet und bis zum Hals zugedeckt. Nachts hatte sie die Angewohnheit, sich zu drehen, mich mit ihren Vorderpfoten zu umarmen und mir den Hals voll zu sabbern. Och, war das schön! Und Queeny lag halb auf mir drauf, halb im Rücken!
Dann hatten wir mal eine Podenco zur Urlaubspflege mit von der Partie. Am zweiten Tag hatte sie auch das Bett gestürmt. Aber, zu meiner Erleichterung hat sie sich immer auf Dodo´s Kopfkissen zusammengerollt. Nachts wanderte nur ab und zu ihr Pöppes rüber. Aber mit 2 Podencos, einen halben Schäferhundmix, 2 Katzen und einem Podencopöppes kann man wunderbar schlafen!
Und auch auf dem Sofa liegt man sehr gut, mit 3 verrückten Hunden auf dem Schoss, dem Bauch, dem Nacken, dem Rücken… Manchmal hat man aber auch Glück, dann werden sämtliche Körbchen, egal ob für Hund oder Katz, in Anspruch genommen. Oder der Katzenbalkon wimmelt vor Podencos, die auch den letzten Sonnenplatz besetzen.
Ja, Podencos lieben die Sonne! Jeder hereinkommende Sonnenstrahl wird aufgefangen und eingezogen! Was sie nicht mögen ist Wasser, außer im Trinknapf. Wasser ist zum Trinken da und damit basta! Wasser von oben (Regen) oder von unten (Pfützen) ist vollkommen überflüssig, pffft. Somit wären wir beim Thema DRAUSSEN angekommen. Draußen ist der sensible und anhängliche Hund plötzlich ein anderes Wesen, selbstbewusst, aufmerksam und unabhängig. Von 0 auf 100 in zwei Sekunden!!! Man kann dankbar sein, wenn man mal angeschaut wird, weil… ein Podenco ist dann beschäftigt und hat immer was zu tun. Da will er nicht kuscheln und schmusen, nein er will jagen. Permanent auf Beute lauernd durchstreift er sein Gebiet. Die Augen, die Ohren, selbst jedes einzelner Haar ist auf Sensor „Maus, Hase,…“ eingestellt. Und dann ist es soweit… die Muskeln spannen sich, ein angestrengtes Zucken durchläuft den Körper, dann kommt der typische „ich-hab-da-eine-Maus-entdeckt-„Sprung. Und dann heißt es warten, warten, warten… Denn jetzt kommen die typisch lange, schmale Nase sowie das muskelbepackte Buddelwerkzeug (auch bekannt als Pfoten) zum Einsatz. Und ein Podenco gibt nicht so schnell auf!!! Was das Buddeln und Jagen angeht besitzt der Podenco eine einzigartige Langatmigkeit. Deshalb „gehe“ ich nicht immer mit Podencos spazieren sondern „stehe“ auch mal mit Podencos spazieren. Bei einem Spaziergang mit mehreren Podencos offenbart sich ihr Kommunikationstalent und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Einer spitzt die Ohren oder wedelt mit dem Schwanz, schon ist die ganze Meute da und arbeitet zusammen. Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl, einem Podenco beim Buddeln zuzusehen!
Zu erwähnen sei noch, dass ein Podenco sich nicht drum schert, was du von ihm denkst. Solange du seinen Napf füllst, ihn schmust und das Bett/Sofa ihm gehört, ja solange ist seine Welt in Ordnung…
Podencos sind einzigartig. Richtig einordnen kann man diese liebenswürdigen Tiere irgendwie nicht. Klar, sie sind eine Hunderasse. Aber für mich sind sie eine Mischung aus Hund und mystischem, majestätischem Wesen. Einen Podenco muss man einfach lieben. Wenn man beim Spaziergang einen aktiven, unabhängigen, unableinbaren Begleiter und drinnen einen schmusigen, anhänglichen Schosshund haben möchte, dann findet man dies hier vereint: Beim Podenco!
