Kaya - königliche Hoheit




Ihre Durchlaucht Kaya Alicante, wahrscheinlich ein Podenco-Galgo -oder -Greyhound-Mix, kam am 2.November 2002 in unser Rudel.
Bis dahin lagen meine Hunde auf dem Boden - ach was, nicht direkt auf dem Boden - in extra für sie angeschafften komfortablen "Hundeliegen".
Die Gräfin jedoch rümpfte darüber die Nase, machte schnell deutlich, dass das unter ihrer Würde sei und verkündete kurz nach ihrer Ankunft die folgenden Gebote:
1. Du sollst keine anderen Göttinnen neben mir haben!
2. Du sollst mir nicht verbieten, Couch und Bett zu benutzen!
3. Du sollst nicht langsam gehen!
4. Du sollst mir jeden weiteren Wunsch von den Lefzen ablesen!

Ich versuchte eine Zeit lang aufzubegehren, aber - warum erwähne ich das eigentlich? Ich verlor dieses ungleiche Duell.
Das folgende, ist das erste (leider unscharfe) Foto, nachdem sie ihren ausdrücklichen Wunsch durchgesetzt hatte, einen standesgemäßen Platz zur Verfügung gestellt zu bekommen und ich kann mir nicht helfen - irgendwie trägt sie einen verschmitzen und siegessicheren Gesichtsausdruck zur Schau.


Madame ist bis heute eine große Herausforderung für uns, denn sie läßt sich mitnichten dazu herab, das "Schneckentempo" mit zu gehen, das menschliche Beine beim Spaziergang im Allgemeinen zu leisten vermögen - wir also gehören zu ihrem untertänigen und eilfertigen Gefolge.
Ihre Lieblingsbeschäftigung unterwegs ist das Buddeln nach Mäusen und für uns die einzige Verschnaufpause von Fresh-Air-Arm-Stretching.


Ganz wie es sich für eine Diva gehört, ist sie nicht nur sehr willensstark, sondern auch sehr laut.
Es gibt praktisch nichts, was sie leise machen kann.
Ihr Gebell ist ohrenbetäubend, weit lauter als das der Rüden - überhaupt scheint sie immer etwas zu sagen zu haben und ganz podenco-untypisch zeigt sie stürmische Wach-Eigenschaften.
Sind aber die höfischen Eindringlinge einmal im Haus, werden sie ebenso stürmisch begrüßt, denn Kaya mag Menschen.
Mit Rudel-fremden Hunden im Freien (wo sie angeleint ist) oder Besuchshunden, egal ob Rüde oder Hündin ist sie nicht so gnädig - im Gegenteil - ich gehe anfangs auf Nummer sicher und sperre ihr Gebiss kurzzeitig hinter Gitter.
Leider hat wohl ihre Jugend-Zeit dazu beigetragen, dass Kaya ein wenig Probleme bei der Begegnung mit fremden Hunden hat.
Kaya war schon als Welpe in der Perrera von Alicante gelandet und bekam dort den "einfallsreichen" und bedeutungsschwangeren Namen "Perrita".
Bedeutungsschwanger deshalb, weil sie von einem in Spanien lebenden Schweizer adoptiert und langweilig in dessen Garten sich selbst überlassen war - also immer noch mehr oder weniger eingesperrt.
Die Gründe für ihre erneute Abschiebung in die Perrera lauteten dann auch 1. Man(n) kann nicht mit ihr spazieren gehen und 2. Sie zerstört meinen Garten, weil sie Löcher gräbt (wen wundert das ? )
Beim Spielen mit Santosh (der "echte" Podenco ; ) der letztes Jahr kam), knurrt sie dermaßen, dass jeder, der sie nicht kennt, denken muss, sie würde sich im nächsten Augenblick auf den Neuling stürzen und ihn fressen.
Ihm aber ist es zu verdanken, dass Kaya überhaupt spielt - denn das konnte sie vorher nicht (jedenfalls nicht mit vierbeinigen Freunden).
Es ist mir nicht möglich, die Brumm-Geräusche zu beschreiben, die sie erzeugt, wenn sie mit ihrer Nase durch Kissen und Decken pflügt, von denen meine heutige (erweiterte) Sitz-und Liegewiese nur so wimmelt.
Ihr ist es ein großes Vergnügen, sich aus diesem Zubehör ein Nest - je tiefer, desto besser:



oder einen Diwan - je höher, desto besser zu bauen:



- natürlich immer dann, wenn das Personal, das bin wohl ich, gerade alles wieder fein sortiert hatte.
Bisher ist es mir nicht gelungen, heraus zu finden, was sie mir sagen möchte, wenn sie ein stoßweises, "aawwaaa-waa-waaa" oder "krrrch-krrrrrch" von sich gibt und konnte bisher leider auch noch keinen Fremdsprachenkurs dieser Art auf einer Volkshochschule finden.
Ich darf das, denke ich, als freundliche Audienz zum Spielen auffassen.
Am Abend zur ausgiebigen Kuschel- und Knuddelzeit besteht das Starlet erst dezent, dann immer vehementer darauf zugedeckt zu werden.
Ist der Schönheitschlaf beendet, deckt sie sich auf und räkelt sich demonstrativ auf den Rücken, um ausgiebig seufzend ihre Bauch-und Brustmassage zu empfangen.

Ohne zu ahnen, was ich mir da anlachte, war es sofort um ich geschehen, als ich ihr Vermittlungs-Foto sah.
Nie vorher hatte ich eine junge Hündin mit einer derartigen Präsenz gesehen.
Jede Faser ihres Körpers drückt ihren Stolz aus, jede Nuance ihrer Mimik ihre Intelligenz.
Kayas Ausstrahlung ist umwerfend und auf vielen weiteren meiner Fotos, scheint sie sich dieser Eigenschaften auch bewußt zu sein.


Natürlich wurde ich die ergebene Dienerin dieser Göttin und trotz all der Macken und Zicken (wer hat denn keine ?) liebe ich sie mehr, als ich auszudrücken vermag...
VIVA LA DIVA !